Ergebnisse und Effekte

 

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Ergebnisse und Effekte

Grundkonzepte des Lernens und Lehrens

Die tradierte Auffassung von Lehren und Lernen geht davon aus, dass Schüler wissensmäßig instruiert werden können. Die Wissensinhalte sind in einem Kanon des Wissens curricular vorgegeben. Es besteht ein vertikal hierarchisches Gefälle zwischen Lehrern und Schülern. Schüler werden gendermäßig als männlich gedacht und behandelt. Man geht davon aus, dass Wissen im Gießkannenprinzip auf die Klasse verteilt werden kann. Der Stoff wird in die Köpfe der Schüler per Frontalunterricht eingetrichtert. Wissen wird vermittelt und muss auswendig gelernt werden. Es handelt sich dabei insgesamt um eine mechanistische, monokausale Anschauung vom Lehren und Lernen und wird deshalb "Erzeugungsdidaktik" genannt (Arnold & Schüßler, 1998, S. 121).
Die erweiternde Auffassung von Lernen und Lehren geht davon aus, dass die Lerner*innen ihr Wissen selbst konstruieren. Es wird nicht gelernt, was gelehrt wird, sondern was die Lerner*innen aufgrund ihrer eigenen Entscheidung autonom zum Eigenen umformen. Es besteht eine horizontale Fähigkeitenhierarchie zwischen Lernbegleiter*innen und Lerner*innen: man befindet sich in einer gemeinsamen Lerngemeinschaft. Die Lerner*innen werden individuell ernstgenommen, insbesondere auch in Bezug auf Gender Awareness. Man geht davon aus, dass Wissen von jeder/m einzelnen Lerner*in völlig unterschiedlich aufgenommen, verarbeitet und in die bestehenden Wissensbestände eingegliedert wird. Lernen und Wissen ist ein Angebot, das individuell eigensinnig angenommen wird. Lernen ist ein ganzheitlicher Prozess und die Aneignung von Wissen betrifft den ganzen Menschen. Es handelt sich dabei insgesamt um eine lebendige, multifaktorielle Anschauung vom Lernen und Lehren und wird deshalb "Ermöglichungsdidaktik" genannt (Arnold, 2012, S. 6-8). Siehe: Didaktikkonzepte

Nachdenken über den eigenen Lernzuwachs

Die folgende Selbsteinschätzung des gesamten Lernprozesses innerhalb eines Lehrnarrangements stammt aus dem Arbeitsjournal einer Studentin:
„Für mein Studium hat mir die Lehrveranstaltung wahrscheinlich weniger gebracht als für mein kommendes Berufsleben. Ich werde zwar versuchen, meine Lernumgebung so zu gestalten, dass ich in ihr gut arbeiten kann, aber hauptsächlich werde ich später versuchen für „meine“ Kinder eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Ich finde, man konnte für sich in der Lehrveranstaltung einiges mitnehmen, vor allem dadurch, dass man sich über einige Dinge, die eben das Lernen betreffen, intensiv Gedanken gemacht hat.
Ich konnte mir unter der Lehrveranstaltung im Vorhinein nicht viel vorstellen. Das heißt, ich wusste, dass es um Lernumgebungen geht und meinte damit wohl hauptsächlich „Wie sollte ein Klassenzimmer gestaltet sein“. Während der Lehrveranstaltung wurde mir jedoch schnell klar, dass die Gestaltung des Klassenzimmers zwar wichtig ist, aber auch lang nicht alles ist, was eine gute Lernumgebung ausmacht. Vor allem die kleinen Dinge, an die man selten denkt, machen meiner Meinung nach eine gute Arbeitsatmosphäre aus.
Mein eigenes Lernverhalten hat sich nach dieser Lehrveranstaltung in dem Maße verändert, dass ich irgendwie bewusster lerne. Ich versuche vor einer Lernphase meine Umwelt so zu gestalten, dass ich nicht abgelenkt werden kann. Außerdem versuche ich, in mehreren verschiedenen Schritten zu lernen. Wie das klappt werde ich an den kommenden Prüfungen und den Prüfungsergebnissen erkennen. An sich habe ich aber das Gefühl, dass es mir leichter gefallen ist, Dinge zu behalten.
Vor allem in der Führungs- und Methodenkompetenz habe und werde ich durch diese Lehrveranstaltung dazulernen. Dies hört sich vielleicht komisch an, aber ich finde durch die verschiedenen Methoden, die uns aufgezeigt wurden, kann man eine Klasse viel besser führen. Gerade wenn die Kinder zu abgelenkt von außerschulischen Dingen sind, kann man mit verschiedenen Arbeitsmethoden – bei welchen man den Kindern mehr Freiraum lässt – mehr erreichen.
Außerdem habe ich im Rahmen der Sozialkompetenz dazugewonnen. Man sollte ja versuchen, auch die innere Lernumgebung zu gestalten, wodurch ich finde, dass man mit den Kindern einfach auch einige Spiele zur Wahrnehmung machen sollte. Dies war mir vor der Lehrveranstaltung noch nicht so klar, wie es mir jetzt ist.
Ausblick und abschließende Gedanken: Wie schon vorher erwähnt, nehme ich die Lernumgebung viel bewusster wahr, als vor der Lehrveranstaltung. Dies ist meiner Meinung nach das Beste, was man nach einer Lehrveranstaltung sagen kann. Ich möchte eben vor allem versuchen, auf verschiedene Arten zu lernen, aber mehr dafür, dass man es den Kindern einmal als Beispiel nennen kann. Natürlich erhoffe ich mir bei mir selbst für kommende Prüfungen einen Erfolg, aber eigentlich dreht sich das ganze Studium für mich eher um meinen Beruf und ich versuche möglichst viel während des Studiums zu erleben, was mir in der Klasse dann helfen kann.
Abschließend möchte ich mich noch bei unserem Seminarleiter bedanken, da ich finde, dass das Seminar sehr schön aufgebaut war und vor allem durch die gute Nachbereitung (Fotos, Internetadressen etc.) für mich „anfassbarer“ geworden ist.“

Rückmeldungen der Lerner*innen

Studierende der Lehrer/innenausbildung, die in Lehrnarrangements arbeiten und lernen, berichten in ihren Lernwegsprotokollen und Arbeitsjournalen durchgängig über zum sonstigen Lernen stark kontrastierende Erfahrungen.
Es wird festgestellt, dass
- die Zeit wie im Fluge vergeht
- schnell gelernt und leicht behalten wird
- die konsequente Zufallsmischung das soziale Miteinander belebt
- es als sehr angenehm erlebt wird, hauptsächlich selbst aktiv sein zu dürfen
- der Wechsel zwischen kurzen prägnanten Vermittlungssequenzen und längeren selbstgesteuerten Verarbeitungszeiten eine optimale „Lernanspannung“ ergibt
- Vieles „wie nebenbei“ gelernt und behalten wird
- die innere Motivation verstärkt zum Tragen kommt
- das Arbeitsklima locker und entspannt ist